„Weißt Du noch, wie wir…“ – Strukturen für’s Storytelling
Geschichten sind mittlerweile als integraler Teil im Marketingmix etabliert. Waren sie eigentlich immer schon. Ist aber noch nicht so lange her, dass Storytelling methodisch als Instrument genutzt wird. Im Employer Branding sind es vor allem die Stories von Mitarbeitenden, die der Marke eine dritte Dimension geben sollen. Und wie die Gebrüder Grimm, Asbjørnsen und Moe in Norwegen oder Božena Němcová in Tschechien haben wir von der Agentur Geschichten gehört, gesammelt und aufgeschrieben. Manche erzählen wir uns heute noch…
1949 gab der Mythenforscher Joseph Campbell sein epochales Werk „Der Heros in tausend Gestalten“ („The Hero with a Thousand Faces“, Deutsch bei Insel, 1999) heraus. Die Quintessenz jahrzehntelanger anthropologischer Forschung mit der Idee von C.G. Jungs Archetypenlehre: Alle Heldensagen der Welt folgen einem einzigen Muster. Der unerfahrene Held macht sich auf, bewältigt zahllose gefährliche Aufgaben, wächst über sich hinaus, wird ein besserer Mensch und kehrt nach Hause zurück, um seinen Mitmenschen ein besseres Leben zu bereiten. Die Heldenreise. Campbell selbst sprach vom Monomyth.
Anfang des 21. Jahrhunderts griff der britische Journalist Christopher Booker Campbells Monomyth auf und destrukturierte die gesamte Weltliteratur auf sieben grundlegende Handlungsstränge („The Seven Basic Plots“, London, 2004). Simplifizierend, ja, und zwanzig Jahre später mit Bookers stark konservativem Rollenverständnis, hergeleitet von C.G. Jungs originalen Archetypen, für viele von uns nicht mehr ganz einfach nachzuvollziehen. Aber…
Die tiefere Dimension im „StoryTelling For Business“ den Markenbotschaften selbst eine Handlung, einen Plot zu geben, macht die Message eindringlicher, weil – nach Campbell und Booker – sie dadurch wiedererkennbar und weitererzählbar wird. Markenbotschaften und Markennarrative bewusst unter den Vorzeichen einer der „Seven Basic Plots“ zu positionieren erleichtert nicht nur den Aufbau, sondern kann auch die Wirkung verstärken. Besonders, wenn wir sie mit der Stimme unserer Brand Archetypes erzählen.
Und um Missverständnissen vorzubeugen – Markenarchetypen sind keine wissenschaftlich fundierte Methode für eine individualpsychologische Analyse und Bookers Erkenntnisse helfen, einen Narrativ zu entwickeln, zu strukturieren und wirksamer zu machen. Nicht mehr und nicht weniger. Wir reden über Storytelling for Business. Aber ja – für die von Euch, die mit dem Gedanken schwanger gehen, Prosa zu schreiben – funktioniert da natürlich auch.
Hier kommt zunächst einmal die Übersicht über Bookers „Seven Basic Plots“:
🌟 „Bibbidi-Bobbidi-Boo“ – von besonderem Schuhwerk, schwer geplagten Helden und wie doch noch alles gut wird. 👠 ✨
Ein Adler ließ die geraubte Sandale in Pharaos Schoß fallen. Der, verzaubert von der entzückenden Form der Fußbekleidung, sendet Männer in alle Himmelsrichtungen aus, um die ursprüngliche Trägerin ausfindig zu machen. Es ist die schöne Sklavin Rhodopis, die der hohe Herr dann auch prompt ehelicht.
Strabo überlieferte die Geschichte vor rund 2.000 Jahren als Keimzelle des wirkmächtigen „Aschenputtel“-Märchens, das wir uns heute noch in der einen oder anderen Form erzählen.
Sie veranschaulicht deutlich die „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ (Rags to Riches) Erzählstruktur, der so viele populäre Narrative zu Grunde liegen. Zumindest nach Christopher Bookers „Seven Basic Plots“.
Die lässt sich in fünf Phasen aufteilen:
😿 Phase 1: Schwere Kindheit (Trouble at Home)
🎉 Phase 2: Ersterfolg (Initial Success)
☠ Phase 3: Katastrophe (Central Crisis)
⚔ Phase 4: Härteste Prüfung (Final Ordeal)
💍 Phase 5: Bund fürs Leben (Final Union)
Protagonisten (gn) dieser Geschichten lassen sich in der Regel unter den „Unschuldigen“ und „Jedermann“ Brand Archetypes finden, manchmal sind aber auch „Liebende“ und „Helden“ dabei, zum Beispiel Clark Kent und König Artus. Der Spannungsbogen selbst entsteht im klassischen Storytelling in der Regel aus der Interaktion mit negativ konnotierten Charakteren.
Letztere, eher alberne Konstrukte wie den Hamburglar oder den Gilb ausgenommen, lassen sich im „Storytelling for Business“ nur schwer abbilden. Hier ersetzen katastrophale Ereignisse, Sorgen und Nöte böse Stiefmütter, Räuberbarone und fiese Verführerinnen
Aber wir brauchen ein klimaktisches Auf und Ab, um bei unseren Zuhörenden einen Spannungsbogen zu erzeugen. Das Abspulen eines „Alles echt supi!“-Narrativs interessiert wirklich niemanden. Auch nicht im Employer Branding-Kontext.
🌟 Es ist eine alte Geschichte… von softwareentwickelnden Aschenputteln! 👩💻 👼
„From Rags to Riches“ ist einer der offensichtlichsten von Christopher Bookers „Seven Basic Plots. Aber ist der im Storytell for Buisness relevant? Und wie! Solche Geschichten funktionieren und haben einen hohen Wiedererkennungs- und vor allem Weitererzählwert. Solange das Storytelling nicht allein im Erzählen des „Happy Ends“ verhaftet bleibt. Wir wollen Drama!
Heute schauen wir uns den Plot als roten Faden für eine Personalmarketing-Maßnahme an, in der werblichen Darstellung der Entwicklungsabteilung für eine Karriereseite und treffen einen alten Bekannten wieder:
Unsere Softwareschmiede in Würzburg hatte es nicht leicht in den letzten Jahren. Location-based Apps hatten einen Absatzeinbruch während der Pandemie, Mitarbeitende mussten entlassen werden. Dann ging es Ende 22 mit einem neuen Release zwar langsam wieder bergauf – aber das angezählte Unternehmen wurde ein halbes Jahr später von einem internationalen Wettbewerber geschluckt und es ging rund: unterschiedliche Unternehmenskulturen, neue Kolleginnen und Kollegen, neue Methoden, neue Ziele – galoppierendes Chaos. Aber irgendwann Anfang 24 haben sich die Teams zusammengerauft, eine neue App-Version ging an den Markt, die Zahlen sehen vielversprechend aus – läuft jetzt.
Jetzt wurden ganz unvoreingenommen Mitarbeitendengeschichten zu allen Ereignissen der letzten Jahre gesammelt und in Kurzvideos aufgezeichnet. Die Anekdoten werden dann den fünf Phasen des „Rags to Riches“-Narrativs zugeordnet und durch Kurztexte ergänzt, in die wir auch die Unternehmenswerte einfließen lassen, in unserem Beispiel bleibt die Markenstimme ein Amalgam aus den Brand Archetypes „Caregiver“ und „Explorer“:
😿 Phase 1: (Trouble at Home): Umsatzeinbruch, Entlassungen, niemand weiß so richtig, wie’s weitergeht – das Team versucht trotzdem, den alten Spirit aufrechtzuerhalten, auch wenn alle im Home-Office arbeiten, und macht das Beste draus, soweit es geht.
🎉 Phase 2: (Initial Success): Das Ende der Pandemie zeichnet sich ab, Umsätze ziehen langsam wieder an, erste Homecoming-Party im Büro.
☠ Phase 3: (Central Crisis): Unternehmensverkauf. Alles steht Kopf.
⚔ Phase 4: (Final Ordeal): Entwicklerteams aus der ganzen Welt finden sich remote zusammen. Neues Projekt, neue Entwicklungsplattformen, neue Methoden – alte und neue Werte verschmelzen – die neue App nimmt Gestalt an.
💍 Phase 5: (Final Union): Release der neuen App. Es läuft. Gemeinsames Get-Together der Teams in Amsterdam – die Zukunft sieht gut aus!
Der CTA der Seite mündet nicht nur in den momentan verfügbaren Entwicklerjobs des Unternehmens – mach mit! – sondern auch im Employer Branding und der Arbeitgebermarkenbekanntheit für einen glaubwürdigen und transparenten Arbeitgeber.

🌟 „Kannst Du mein Monster halten?“ – von Schuften, Seuchen und der Überwindung derselben. 👺 ⚔
Mit solidem Projektmanagement, Eisenbahnfahrplänen, Schreibmaschinen, Telegrafen und Phonografen hatten sie den Vampirgrafen schließlich zurück in seinen Bau getrieben und gestellt. Trotz seiner mannigfaltigen übermenschlichen Fähigkeiten bringen ihn die Sechs in einer verlustreichen Auseinandersetzung dann zur Stecke. Das Monster ist vernichtet, die Welt gerettet.
Bram Stokers Erzählung vom untoten „Dracula“ (1897) schreibt nicht nur die Spielregeln des Genres für die nächsten hundert Jahre, sie folgt auch, ganz klassisch, der urtümlichen Struktur solcher Geschichten. „Overcoming the Monster“ nennt sie Christopher Booker in seinen „Seven Basic Plots“, das Monster besiegen, und wieder lässt sich der Narrativ in fünf Phasen unterteilen:
😲 Phase 1: Vorahnung (Anticipation)
😔 Phase 2: Traum (Dream)
😰 Phase 3: Frustration (Frustration)
😱 Phase 4: Albtraum (Nightmare)
😊 Phase 5: Dem Tod entronnen (Miraculous Escape)
„Overcoming the Monster“ ist ein Klassiker im unterhaltenden Storytelling, in der Business Class aber nicht ganz einfach zu führen. Wenn man das Monster mit einer individuellen Bedrohung gleichsetzt. Ein gesichtsloses, amorphes Unheil, wie die Marsianer in H.G. Wells‘ „Krieg der Welten“ oder die Seuche selbst in Camus‘ „Pest“ lässt sich auch im Storytelling for Business realisieren.
Egal, ob individuelle Helden, ein Team, wie bei Stoker, oder beispielsweise ein Unternehmen das Monster herausfordern und gegen alle Erwartung schließlich doch besiegen – wir brauchen den Spannungsbogen, die Höhen und vor allem die Tiefen, um unser Publikum zu fesseln. Nichts ist langweiliger und nachgerade lächerlicher als der Superheld, der die Bedrohung im Handumdrehen wegwischt.
🌟 Es ist eine alte Geschichte… über das Bezwingen von Softwaremonstern 👹 ⚔
Rilke hat es ein Epos der Todesfurcht genannt. Das von Gilgamesch. Eines der Ältesten überhaupt. Aufgeschrieben vor etwa 3.500 Jahren, erzählt es davon, wie der König von Uruk vom Halbstarken zum Helden wird, mit einem Freund Enkidu Monster besiegt, bis der an den Kollateralschäden eines solchen Kampfes verstirbt und Gilgamesch erkennen muss, dass Unsterblichkeit auch für Eliten unerreichbar ist. Zumindest physische. Der Ruhm bleibt. Mit der Erkenntnis ist auch der Endgegner besiegt.
Im Storytelling for Business darf die „Bezwingung des Monsters“ genauso wie im Epos von Gilgamesch gerne eine nicht personifizierte Herausforderung sein. Innerweltliche Bewährungsproben, von deren Bestehen man gerne erzählt. Zum Beispiel im Personalmarketing
Unsere Würzburger Softwareschmiede hat sich mit ihren innovativen Mobile-Apps nach einer Übernahme erstmal zusammenraufen und neu erfinden musste. Dabei gingen leider bewährte Qualitätsmanagement-Prozesse in Vergessenheit. Leider auch in der „Datensicherheit“.
😲 Phase 1 (Anticipation): Im neuen crossfunktionalen Meeting fällt auf, dass Ende letzten Jahres noch ungeprüfte Änderungen in der Entwicklerplattform vorgenommen wurden. Die Chefbedenkenträger weisen darauf hin, dass hier Risiken bei der „Eingabebereinigung“ bestehen könnten.
😔 Phase 2 (Dream): Eine neue TL in der Entwicklung bekommt kalte Füße. Mit ihrem Team und viel Pizza prüft sie mögliche Schwachstellen. Einem Kollegen gelingt tatsächlich ein erfolgreicher SQL-Injektionsangriff. Nutzerdaten können offen eingesehen werden. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Das Aufatmen ist groß.
😰 Phase 3 (Frustration): SQLmap hat zwar alle Schwachstellen für Angriffe erster Ordnung identifiziert. Aber vielleicht hat der Angriff längst stattgefunden. Zum Beispiel über die Anfang des Jahres eingeführte Funktion „Nutzerbewertungen“ – Alarmstufe Rot!
😱 Phase 4 (Nightmare): Die beliebte „Nutzerbewertungen“-Funktion wird deaktiviert. Die Prüfungen laufen auf Hochtouren. Über private Kontakte finden zwei Teammitglieder in einem geschlossenen Reddit-Forum schließlich einen Weg, ALLE Einträge nachträglich zu prüfen und zu bereinigen.
😊 Phase 5 (Miraculous Escape): Es ist nochmal gut gegangen. Tatsächlich hat es keinen SQLI-Angriff zweiter Ordnung gegeben. Die „Nutzerbewertungen“ sind jetzt sicher und gehen wieder live. Es ist wieder Partytime in Amsterdam. Verdient.
Die individuellen Leistungen und die der beteiligten Teams werden vor allem für das Storytelling im internen Employer Branding als „Overcoming the Monster“-Geschichte aufbereitet. Über potenzielle Hochsicherheitsrisiken singt man nach außen bekanntlich keine Arien. Highlights der Geschichte und Interviews aus den gedrehten Videos kommen aber auf die Karriereseite.

🌟 „It’s like searchin‘ for the Holy Grail…” – vom Suchen, Heldenreisen und Geschichten vom Wandel 🚢 💱
König Artus war ein Warlord. Irgendwo im fernen Westen. Irgendwann während der Zeitenwende zwischen dem Ende der Antike und dem Beginn des Mittelalters. Völkerwanderungszeit. Geburtswehen Europas. Heute wahrscheinlich längst vergessen. Wäre lange Jahrhunderte nach dem Tod des Artus nicht Geschichte zu Geschichten geworden. Und der Kriegsherr zum Patron für die Suche nach Erlösung – dem Heiligen Gral.
Der Gral ist im Storytelling und im Sprachgebrauch gebildeterer Stände zum Synonym für das transformierende, heilsbringende Ding an sich geworden. Die Suche danach kennt man gemeinhin als „Queste“ – und alle, die sich schon einmal mit Change Management beschäftigt haben, wissen, wie aufreibend dieser Prozess sein kann. Entsprechende Geschichten, die diese Suche literarisch verarbeiten, sind oft uralt – und folgen nach Bookers „Seven Basic Plots“ folgendem Schema:
🤙 Phase 1: Der Ruf (The Call)
👉 Phase 2: Die Reise (The Journey)
✋ Phase 3: Ankunft und Frustration (Arrival and Frustration)
💪 Phase 4: Die letzten Prüfungen (The Final Ordeals)
✌ Phase 5: Das Ziel (The Goal)
Ideengeschichtlich folgt der „Quest“-Plot tatsächlich genau dem vom Mythenforscher Joseph Campbell 1947 positionierten Schema der Heldenreise, dem „Monomyth“, der sich angeblich in allen Kulturen der Welt finden lässt. Umso vertrauter erscheint uns als Publikum der Narrativ – und lädt zur Nachahmung und Handlung ein. Geschichten-Gold fürs Storytelling for Business. Ganz besonders im Employer Branding und Personal Branding.
🌟 Es ist eine alte Geschichte… die Suche nach einem neuen Zweck für zweckentfremdete Apps ☠ 🗺
Von Käse hat er geträumt, der Ben Gunn, in den langen Jahren auf der einsamen Insel. Da hatte ihn eine andere Crew zurückgelassen, die auch nach Käpt’n Flints verborgenem Schatz gesucht hatte. Aber, Käse oder nicht, Ben war nicht faul und hatte die Piratenpretiosen längst gefunden und gehoben, als Long John Silver und seine Spießgesellen schließlich auf der Schatzinsel eintreffen. Und weil Jim Hawkins ihn gut behandelt und ihm Käse versprochen hat, wird der ausgestoßene, leicht irre Ben Gunn zur Schlüsselfigur, die den Helden rettet und ihm ermöglicht, die Queste erfolgreich abzuschließen.
Fürs Storytelling for Business kehren wir aus Stevensons Karibik nach Würzburg zurück und bereiten ein anderes Ereignis aus der Wunderwelt der Software für eine gute Geschichte auf. Diesmal folgen wir Bookers universellem „Quest“-Plot und einer Entwicklung, die eine ursprünglich für den Vertrieb konzipierte App plötzlich zur Lifestyle-Anwendung gemacht hat.
Die App, die Firmen- und Kundendaten auf Basis eines Handyfotos zu einer Neukundenpräsentation macht, wurde von einem findigen Vertriebler für sein eigenes Personal Branding zweckentfremdet. Der hat Bilder von Restaurants und Hotels genutzt, um Kritiken für Yelp und entsprechende Instagram-Posts zu generieren. Das Beispiel macht schnell Schule.
🤔 Phase 1 (The Call): Marketing und Produktmanagement beschließen zu reagieren. Im Brainstorming wird ermittelt, welche Funktionen für eine massentaugliche „Light“-Version der App notwendig ist.
😐 Phase 2 (The Journey): „Schnelle Reaktion“ wird zur Losung: Anbindungen an CRM-Plattformen und die Abhängigkeit der KI für diese Daten werden gekappt, Ausgabeformate für Social Media-Posts werden aufgesetzt. Das Modell soll werbefinanziert werden.
😬 Phase 3 (Arrival and Frustration): Launch einer Beta für einen eingeschränkten Kreis von Nutzenden. Erste Facebook-Posts tauchen auf, die zeigen, dass man die App auch hervorragend zum Stalken verwenden kann. Unangenehme Fragen zum Thema „Datenschutz“ trudeln ein. Alarmstufe „Rot“.
🤓 Phase 4 (The Final Ordeals): Ein Team aus Entwicklern und Datenschützern nimmt seine Arbeit auf, die „Light“-Version wird vorläufig deaktiviert. Marketing versucht, mit Nutzerbefragungen die Funktionen herauszuarbeiten, die man für unverzichtbar hält.
😇 Phase 5 (The Goal): Die Teams entwickeln einen Kompromiss: Die „Light“-Version der App verarbeitet nur noch Bilder von Orten, die einen Google Places-Eintrag haben und aggregiert Social Media-Daten ausschließlich von Firmenaccounts. Es kann losgehen!
Intern wird vor allem die Zusammenarbeit der Teams gefeiert, die vorher nur bedingt Berührungspunkte hatten. Im Employer Branding werden vor allem die Gemeinsamkeiten der teilweise sehr unterschiedlichen Teamkulturen herausgearbeitet. Als Proofpoint für eine funktionierende Unternehmenskultur.

🌟 Keep on truckin‘… – vom Erzählen über den Aufbruch in fremde neue Welten 🚢 🗺
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er bekanntlich nicht nur etwas erleben, sondern auch davon erzählen. Und spätestens seit Marco Polo um 1300 seine phantastisch ausgeschmückten Erlebnisse im Fernen Osten als „Il Milione“ in einem Genueser Kerker niederschrieb, ist die Reiseerzählung eine feste Größe im Literaturbetrieb und im Storytelling geworden.
„Voyage and Return“, einer von Christoper Bookers „Seven Basic Plots“, muss aber nicht unbedingt ein Reisenarrativ im herkömmlichen Sinne sein. Jules Vernes Abenteuer am Mittelpunkt der Erde oder 20.000 Meilen unter dem Meer lassen sich genauso in dieser Struktur erfassen wie Margaret Mitchells „Vom Winde Verweht“ oder Wells Zeitmaschine. Kern des Plots ist, dass sich die Hauptfigur der Erzählung aus einer vertrauten Umgebung in Gefahr auf fremdem Terrain begibt und erfahrener und weiser zurückkehrt. Das Schema der Geschichten sieht in der Regel so aus:
😔 Phase 1: Vorstufe (Anticipation Stage)
😮 Phase 2: Traum (Initial Fascination or Dream)
😯 Phase 3: Frustration (Frustration)
😬 Phase 4: Albtraum (Nightmare)
😅 Phase 5: Flucht und Rückkehr (Thrilling Escape and Return)
Storytelling for Business fällt für diese Erzählstruktur natürlich sofort Biographisches im Personal Branding ins Auge. Aber auch ein erfolgreicher Produktlaunch lässt sich so darstellen – oder die Ergebnisse eines Change Management-Prozesses, zum Beispiel, um den im Employer Branding glaubhaft und transparent Revue passieren zu lassen.
🌟 Es ist eine alte Geschichte… vom Aufbruch zu neuen Ufern und der Rückkehr zu alten Gewohnheiten 🚶♀️➡️🎒
Den Biss des Reisekäfers kennt man im Englischen. Während die Wanderlust zum Lehnwort geworden ist. Immerhin haben junge britische Aristokraten mit ihren Grand Tours auf den Kontinent seit dem 17. Jahrhundert praktisch den Tourismus erfunden. Und der sehr britische Bilbo Beutlin wollte noch einmal Berge sehen, kurz vor dem Ende seines langen Lebens. Bitten by the travel bug. Der hatte ihn auf seiner ersten Reise erwischt. „Hin und wieder zurück“ nannte er seine Memoiren. Und der Hobbit, der nach seinen Abenteuern jenseits des Nebelgebirges nach Beutelsend zurückkam, der war nicht mehr derselbe. Nicht nur wegen des verfluchten Rings, den er mitbrachte. Reisen verändert.
Im Storytelling for Business eignen sich „Reise“-Plots gut für das Erzählen von Veränderungen, zum Beispiel im Change Management. Aber nicht ausschließlich. Auch neue Prozesse und ihre Auswirkungen lassen sich damit beschreiben. Oder Ereignisse, die uns am Ende, wenn nicht weiser, dann doch zumindest klüger zurücklassen. Wie zum Beispiel der Ausflug ins B2C-Business unserer Würzburger Softwareentwickler.
Die Light-Version der Business-App, die Geo-Daten für Geschäftskunden anreichert und zu Präsentationen aufbereitet, wurde erfolgreich für Endverbrauchende gelauncht. Und dann passierte Folgendes:
😐 Phase 1 (Anticipation): Während die Kosten der Anmietung von notwendigem Server Space bei einigen für Schnappatmung sorgt, kommt der Vertrieb mit seltsamen Geschichten von der B2B-Neukunden-Akquise zurück. Wo führt das alles hin?
😅 Phase 2 (Fascination): Die ungestützte Markenbekannheit steigt messbar. Anwendungsbeispiele werden auf den Meta-Plattformen gefeiert. Vielleicht hat man nicht gerade das nächste WhatsApp am Start, aber Marketing ist hellauf begeistert.
😩 Phase 3 (Frustration): Der Vertrieb berichtet vermehrt von Schwierigkeiten in der B2B-Kundenkommunikation. Auch die Business-Applikation wird mehr und mehr als Spielerei betrachtet. Vertragsverlängerungen sind gefährdet.
😫 Phase 4 (Nightmare): Mit einigen unvorhersehbaren Workarounds kann die B2C-Version sehr wohl zum Stalking verwendet werden. Das Netz beginnt zu kochen. Sowohl SW-Entwicklung als auch PR und Marketing werden von der entsprechenden Workload völlig unvorbereitet getroffen.
🥲 Phase 5 (Thrilling Escape & Return): Die Geschäftsführung entschließt sich, für die Light-Version endgültig den Stecker zu ziehen. Eine PR-Agentur übernimmt die Krisenkommunikation. Das Unternehmen beschließt, keine B2C-Apps mehr zu launchen.
Eine Reiseplot kann also durchaus auch ein „Ende mit Schrecken“ und die entsprechenden Learnings dokumentieren. Im Sinne eines erfolgreichen Employer Branding wird dieses Learning auch in Mission und Vision des Unternehmens mitarbeitendenseitig verarbeitet. Storytelling macht die Unternehmensentscheidung intern und extern deutlich nachvollziehbarer!

🌟 Promise me rebirth… Geschichten von betreuter Wiederauferstehung 🦋
„Bruder, ich reise nach Amerika!“, sagt Swidrigailow zu dem Feuerwehrmann, den er zufällig trifft, und dann erschießt er sich. In der dunkelsten Variante des „Wiedergeburt“-Plots, Teil von Dostojewskis Geschichte über „Schuld und Sühne“. Der Hauptplot selbst ist auch eine Wiedergeburtsgeschichte. Auch keine märchenhafte. Der Protagonist wird nach gründlich versemmelten Übermensch-Examen in sibirischer Lagerhaft geläutert.
Christopher Bookers „Rebirth“-Handlungsstrang ist streckenweise der düsterste der Seven Basic Plots. Auch wenn, anders als in der „Tragödie“, am Ende nochmal alles gut geht und der Held geläutert wiedergeboren wird. Immer durch Hilfe von außen. Bob Crachits Familie in Dickens „Weihnachtsgeschichte“, Gerda in der „Schneekönigin“, die Schöne, die das verwunschene Biest erlöst. Die Struktur der Handlung sieht nach Booker in der Regel so aus:
❍ Phase 1: Im Schatten
😮💨 Phase 2: Atempause (die Einzige!)
⏎ Phase 3: Rückkehr der Bedrohung
🌚 Phase 4: Triumph der Dunkelheit
🧚 Phase 5: Erlösung
Im Storytelling for Business eignet sich der „Wiedergeburt“-Plot tatsächlich, wenn ein Faktor von außen zur Rettung wird. Eine neue Geschäftsführung, Coaches oder Consultants, eine Übernahme. Anders als bei der „Reise“, die auch mit Bordmitteln erfolgreich bewältigt werden kann.
Im Personal Branding und einem sehr ehrlichen Employer Branding eignet sich der Plot für sehr transparente Krisenkommunikation mit einem vorläufigen oder endgültigen Happy End. Im Rahmen eines sehr transparenten Storytelling – ein Tränental zu beschreiben ist nie ganz einfach, auch wenn alles nochmal gut gegangen ist.
🌟 Es ist eine alte Geschichte… wie doch noch alles gut wurde. Wahrscheinlich. 🦋 👍
„Troll, sei Du selbst Dir genug!“ sagt der König der Unterirdischen zu Peer Gynt in der Halle des Bergkönigs. Das unterscheide die Menschen von den Trollen. Besonders von Peer, der sein Leben lang Phantomen hinterherjagt, auf Rock Bottom in der Psychiatrie in Kairo stößt, alt und verarmt in heimische Norwegen zurückkehrt, wo der Gottseibeiuns auf ihn wartet. Aber seine Solveig, die 30 Jahre auf ihn gewartet hat, rettet den Peer vor der ewigen Verdammnis.
Henryk Ibsens Geschichten bestechen generell nicht gerade durch ihre lebensbejahende Heiterkeit. Aber im „Peer Gynt“ haben wir zumindest am Ende Vergebung der Sünden und Erlösung, eine Form des Höhepunkts im „Wiedergeburt“-Erzählstrang von Bookers „Seven Basic Plots“. Im Kontext des Storytelling for Business schauen wir heute ein letztes Mal nach Würzburg, wo unsere Softwarefirma vor nicht allzu langer Zeit an ein anderes, internationales Unternehmen verkauft wurde:
😔 Phase 1: Im Schatten – Nachdem anfänglich alles gut lief, stellt sich ein Jahr später heraus, dass die Würzburger App auf dem internationalen Markt als zu komplex mit zu niedrigen Margen wahrgenommen wird.
🤕 Phase 2: Atempause – Der Verzicht auf eine B2C-Anwendung und Konsolidierung des lokalen B2B-Business gibt dem Management des Mutterkonzerns kurzfristig eine neue Perspektive.
😮 Phase 3: Rückkehr der Bedrohung – Es wird offen diskutiert, die einfacheren Komponenten der obsoleten B2C-Version für andere Anwendungen auszulösen und das alte B2B-Herzstück aus Würzburg nicht mehr weiterzuentwickeln.
😱 Phase 4: Triumph der Dunkelheit – Ohne Wachstumsperspektive wird beschlossen, die App endgültig zu sundownen. Der Würzburger Standort soll geschlossen, Nicht-SW-Entwickelnde entlassen und die verbleibenden Entwicklerteams remote auf andere Projekte aufgeteilt werden.
😮💨 Phase 5: Erlösung – Einer der größten Kunden, eine Vertriebsorganisation in NRW, beschließt, die App, Lizenzen und vor allem IT- und Entwicklungs-Know-how für sich selbst einzukaufen. Würzburg übernimmt in Zukunft Aufgaben für große Teile der IT des Gesamtunternehmens. Der Standort bleibt erhalten.
Der „Rebirth“-Plot ist eine ganz eigene Form der landläufigen „Success Story“ – und funktioniert auch nur, wenn das Tränental transparent und glaubwürdig geschildert wird. Der Narrativ funktioniert beispielsweise auch im Employer Branding, wenn nach Entlassungswellen wieder Einstellungen vorgenommen werden sollen. Was ohne ein entsprechendes Storytelling meistens als mindestens befremdlich wahrgenommen wird.
Und damit endet unsere hoffentlich inspirierende Tour mit den Basic-Plots aus Würzburg und wir wünschen unserer fiktiven Softwareschmiede dort für die Zukunft natürlich alles Gute!

🌟 But bring more tragedy ‚Do it slow… von Geschichten, die keine Businessgeschichten sind. Oder doch? 📖 🧐
Der Rest sei Schweigen, so bekanntlich Hamlet, bevor er sich, von Laertes‘ vergifteter Klinge getroffen, als letzter der Sippe zum Sterben niederlegt. Immerhin wird dem Prinzen von Dänemark noch ein Staatsbegräbnis zuteil. Diese Art der Würdigung kommt den allermeisten Helden der Tragödie in der Regel nicht zugute. Damnatio Memoriae lautet die Devise, die Verdammung des Andenkens. In Tränen endet das ganze immer.
Geschichten, denen nach Bookers „Seven Basic Plots“ die Formate der Tragödie und Komödie zu Grunde liegen, eignen sich wenig bis gar nicht für die Verwendung im Storytelling For Business. Auch wenn sich schwere, dramatische Kost wie Tolstois „Krieg und Frieden“ oder George Eliots „Middlemarch“ tatsächlich im Aufbau des Plots in der Komödie wiederfindet, ist das heitere Ende nach Irrungen und Wirrungen in diesem Kontext tatsächlich zweite Wahl.
Und die Tragödie? Haben wir im Business-Kontext natürlich alle in der einen oder anderen Form erlebt. Ist es sinnvoll, den Narrativ mit Tod und Verdammnis enden zu lassen? Führungskräfte im Cäsarenwahn und gescheiterte Industriekapitäne wie Macbeth oder Richard III darstellen? Kann man machen. Ist dann aber klassisches Storytelling. Learnings und Call to Actions im unternehmerischen Sinne werden hier nur im Sinne von „macht das bloß nicht zuhause“ vermittelt.
Und jetzt sind Sie gefragt! Sie wollen Geschichte und Geschichten Ihre Marke oder Employer Brand erzählen?
Dann lassen Sie uns darüber sprechen, wie wir das anstellen – vereinbaren Sie doch gleich einen Termin oder rufen Sie an!

Hinterlasse einen Kommentar